Über QiGong

Über QiGong

Der Begriff

Über die Verwendung von Begriffen aus anderen Sprachen und anderen Kulturen bin ich nicht sehr glücklich, da unser Verständnis dafür beschränkt bleibt. In einfachem Deutsch nenne ich QiGong ‚Energiearbeit‘. Allerdings ist unsere materialistische und technokratische Kultur dafür nicht sonderlich offen oder geeignet, um so einen Begriff natürlich anzunehmen. Was vielleicht ein Grund ist, warum wir uns wieder nach Asien orientieren, um uns einen Teil der Lehre zurückzuholen. Weil wir sie in unserer Kultur verloren haben.

Um die Kommunikation zu vereinfachen, sind Begriffe wie QiGong oder Taiji trotzdem hilfreich, weil mittlerweile doch viele Menschen etwas davon gehört haben. Ich habe mich für den Oberbegriff QiGong

„Qi“ = Lebensenergie

„Gong“ = Übung/Praxis/Kultivierung

entschieden weil er allgemeingültig ist und sich stärker am übergeordneten Prinzip orientiert.

Geschichtliches

QiGong ist eine sehr alte chinesische „Tradition“ und Praxis. Ich setze Tradition in Anführungsstriche, weil es jahrtausendealte Aufzeichnungen gibt, die der Kultivierung oder Regulierung des Qi’s zugeschrieben werden und sich Elemente davon in der chinesischen Kultur etabliert haben. Damit verschwimmt teilweise die Abgrenzung von dem was QiGong ist und was nicht mehr.

Aus traditioneller Sicht sind die wichtigsten Elemente für das tiefere Verständnis von QiGong ‚Essenz‘, ‚Qi‘ und ‚Geist‘.

  • Essenz ist das was in allem was ist enthalten ist. Es ist die ‚primäre Substanz‘ aus dem etwas erschaffen ist.
  • Qi ist innere die Energie, die in den Dingen, speziell in allen Lebewesen, enthalten ist.
  • Geist ist nicht nur das Denken, sondern auch die Seele und das Bewusstsein des Menschen.

Ich halte das bewusst einfach und kurz, denn es geht letztendlich darum zu begreifen und nicht darum intellektuell zu analysieren. Mehr Worte bringen uns dem Erfassen nicht näher.

Praxis

In der Praxis besteht QiGong aus einer unzähligen Menge an möglichen Übungen. Die Übungen können still, innerlich und ohne Bewegung sein, aber auch äußerlich mit Bewegung. Es gibt Einzelübungen, aber auch Gruppen oder Reihenfolgen von Bewegungen. Eine sehr verbreitete Übungsform ist Ba Duan Jin oder die Acht Brokatübungen bzw. die Acht Edlen Übungen. Die Übungen sind als Serie in der Galerie dargestellt.

Allen Übungen liegt der meditative bzw. geistige Aspekt zugrunde. Das Prinzip des QiGong ist, dass das Qi vom Geist geführt wird. Hiermit unterscheidet es sich deutlich von klassischer Bewegung (Sport), in der man versucht direkt die Muskulatur zu koordinieren oder zu trainieren. Im QiGong arbeitet man mit der Kraft der Vorstellung und lässt die Energie und damit auch die Muskulatur folgen. Die Koordination erfolgt über die Vorstellung. Der Körper folgt dem Geist.

Damit lässt sich nachvollziehen, dass QiGong eine sehr starke therapeutische Wirkung hat. In China wird QiGong seit Jahrtausenden zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit praktiziert. Seit einiger Zeit bemüht man sich in China wieder darum, dieses alte Wissen auszugraben und für die heutige Zeit anwendbar zu machen. QiGong ist ein fester Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin und wird mittlerweile auch in vielen chinesischen Kliniken eingesetzt. Die Erfolge sind bemerkenswert und die Fülle an Studien zur Wirksamkeit von QiGong ist enorm. Wundern muss das einen nicht, da auch in unserer Westlichen, von der Schulmedizin geprägten Welt, klar geworden ist, dass Meditation Heilung herbeiführen kann und, dass die Psyche (der Geist) einen Wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit hat.

Mein Verständnis

Ich bin mittlerweile zu der Erkenntnis gekommen, dass jeder Mensch seinen Zugang zu seiner Energie finden muss und diese frei entsprechend seinen Talenten kultivieren und zum Ausdruck bringen sollte. Damit ist es für mich klar, dass es nicht nur eine tiefe Beziehung zwischen Zen, Meditation und QiGong gibt. Vielmehr sind Zen und Meditation für mich Voraussetzungen für QiGong geworden. Sie sind die Voraussetzung, um mit der inneren Energie in Kontakt zu kommen.

Ich habe auch festgestellt, dass es christliche ‚Methoden‘ gibt, das Bewusstsein und die innere Energie zu kultivieren, die nichts anderes sind als Zen. Jeder bemüht sich um eine Erklärung, aber letztendlich ist die Essenz dieselbe.

Der Sinn meines QiGong-Trainings

Mein Weg zur Energiearbeit erfolgte über die Kampfkunst. In der Kampfkunst motivierte mich die Idee stark (idealerweise unbesiegbar…) zu sein, aber auch weise und gesund wie die alten Meister in den Legenden. Kampf/Stärke/Unbesiegbarkeit haben sich mir im Leben eher als Holzweg offenbart. Kampf führt zu Schaden, an anderen, aber auch an sich selbst. Man darf durchaus in der Lage sein, sich selbst oder auch andere zu schützen, aber wenn man ernsthaft zwischen ‚Schützen‘ und ‚Kämpfen‘ unterscheidet, dann steckt in dem Einen Liebende Güte und im Anderen einfach nur Gewalt. Und wenn wir verstanden haben, dass alles, was wir machen, auf uns zurückfällt, dann ist der einzige richtige Weg Liebende Güte. Liebende Güte ist auch eine wesentlich stärkere Kraftquelle als Aggression/Angst/Gewalt/Negativität. Liebe versetzt Berge!

In diesem Sinne ist mein QiGong primär Bewusstseinsentwicklung.

Das gesamte Leben (unsere Lebenssituation) leitet sich von unserem Bewusstseinszustand ab – individuell und kollektiv. Das ist für mich die Ursache von allem in meinem Leben, der Rest sind nur Symptome.

Wenn ich Übungen aus dem QiGong/Taijii/YiQuan/Yoga (oder was auch immer) mache, setze ich meinen momentanen Bewusstseinszustand in eine Bewegung oder Form um, verleihe meinem Bewusstsein Ausdruck. Solange ich keine Klarheit über mein Bewusstsein habe, bleibt mein Ausdruck diffus und kraftlos.